Angela Merkel: DDR-Jugend, ihr Mann und alle weiteren Infos aus ihrem Buch „Freiheit“
In Angela Merkels Buch „Freiheit. Erinnerungen 1954-2021“ erfährt man einiges über ihren ersten und zweiten Mann, ihre DDR-Jugend und weiteres:
Jahrelang wurde Angela Merkel angefragt, ob sie nicht ein Buch, eine Biografie, schreiben möchte. Von 2005 bis 2021 war sie nicht nur die erste weibliche Kanzlerin der Bundesrepublik, sondern auch die bisher einzige in der DDR geborene Person, die dieses Amt bekleidete. Wer jetzt denkt, dass sie die Kanzlerschaft in Deutschland auch am längsten bekleidete, der irrt leider. Denn ihre Amtszeit war genau neun Tage kürzer als die von Helmut Kohl. 2024 war es dann endlich so weit, dass die Altkanzlerin eine Autobiografie unter dem Titel „Freiheit. Erinnerungen 1954-2021“ im Verlag Kiepenheuer & Witsch veröffentlichte. Auf den 736 Seiten erfährt man vor allem im ersten Teil viel über das Privatleben von Angela Merkel. Von ihrer Kindheit und ihrer Jugend über ihr Studium bis hin zu ihrem ersten und zweiten Mann und das Leben in der DDR.
Wir möchten vor allem aus diesem Teil einige bemerkenswerte Infos für euch zusammenfassen und festhalten:
Worum geht es in der Autobiografie „Freiheit“?
Neben ihren frühen Jahren in der DDR geht es in dem Buch natürlich um ihre politische Karriere und den Aufstieg zur ersten deutschen Bundeskanzlerin. Sie schildert ausführlich ihre persönlichen Erinnerungen an entscheidende Momente ihrer Karriere, darunter die Eurokrise, die Flüchtlingskrise und ihre Beziehung zu internationalen Führern wie Wladimir Putin und Donald Trump. Mit klaren Reflexionen über Macht, Werte und Verantwortung beleuchtet Merkel, wie Freiheit und Diplomatie ihre Entscheidungen prägten. Schon im Vorwort gibt sie an, dass sie sich um Vollständigkeit bemüht, aber es eben ihre eigenen Erinnerungen sind.
Fangen wir also mit ihrer interessanten Kindheit an:
Angela Merkel war ein „rustikales Kind“
Was meint sie mit dieser eigenen Aussage? Als Tochter eines Pfarrers wurde sie am 17. Juli 1954 als Angela Dorothea Kasner in Hamburg geboren. Die Familie zog einige Wochen danach in die DDR, nach Templin, wo der Vater eine Pfarrstelle annahm. Ihre Kindheit verbrachte sie also im ländlichen Brandenburg ca. 100 km nördlich von Berlin. Trotz des zehn Jahre großen Altersunterschieds hatte sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer jüngeren Schwester und die Familie genoss das ländliche Leben auf dem Waldhof, wo sie wie in einer kleinen Community lebten. Sie habe „dreckige Möhren direkt gegessen“ und „direkt aus der Hühnerschale Wasser getrunken“, schreibt sie. Sie lebte das Leben so nah am Wald und in der Natur. Ihre Kindheit hat sie als glücklich empfunden und den Waldhof und die Natur als ihren „größten Schutzraum“.
Doch das Leben in der DDR war nicht leicht für Kinder:
Das Leben in der DDR war nicht leicht für Angela Merkel
Schon als Kind habe sie sich „brennend“ für hochpolitische Themen interessiert und sich in Erwachsenengespräche geschlichen, um Infos zu bekommen. Das war in einem Überwachungsstaat wie der DDR nicht ungefährlich. Die Kinder wurden zum Beispiel ausgefragt, ob zu Hause verbotenes Westfernsehen lief und gefragt: „Hat deine Uhr beim Sandmann Punkte oder Striche?“ – eines der optischen Unterscheidungsmerkmale der Programme. Angela Merkel wurde früh beigebracht zu antworten, das „nicht mehr genau zu wissen”. Sie beschreibt den Alltag in DDR als „ständiges Leben auf der Kante; herauszufinden wo genau diese Grenzen lagen, war die eigentliche Lebenskunst”. In all dieser Schwierigkeit waren ihre Eltern und vor allem ihre Mutter ihr Anker und Halt. Ihre Mutter rief in ihrer Kindheit das sogenannte „absprechen“ ins Leben, eine Möglichkeit „sich alles von der Seele zu reden“ und so „Unverstandenes zu ordnen, Aggressionen abzubauen und Abstand zu gewinnen“.
Das Leben im Osten prägte sie:
Die DDR prägte sogar ihre spätere Kleiderwahl
Der Westen erschien ihr, nachdem sie nach dem Mauerfall nach Berlin zog, teilweise sehr befremdlich. Zum Beispiel die Tatsache, dass Westler ihre dreckigen Schuhe auf die Sitze in Zügen legen, kam ihr komisch vor. Sie selbst wurde durch die DDR geprägt: „Vielleicht ist meine heutige Vorliebe für farbenfrohe Blazer auch auf die Urerfahrung zurückzuführen, dass ich im DDR-Alltag kräftige Farben oft vermisste”. Auch ihr Studium und ihr Doktoriat verbracht sie weitestgehend in der DDR und im Osten Europas. Schon früh lernte sie in der Schule russisch und ausgerechnet in Moskau tanzte sie zu verbotener Westmusik wie dem „Yellow Submarine“-Album der Beatles. Das Studium in der DDR beinhaltete weiter politische Erziehung und sie musste im Physikstudium trotzdem Sport belegen. Dabei war sowohl in der Schulzeit als auch im Studium der 100-Meter-Lauf ihre „größte Hürde“. Schon immer stand sie dieser Erziehung und dem Umgang der Menschen in der DDR kritisch gegenüber, doch das konnte sie nicht brechen: Angela Merkel sah ihren „größten persönlichen Sieg über das System (DDR) darin, dass ein gewisses Maß an Unbekümmertheit nicht genommen werden konnte“.
Schon mit 23 heiratete Angela Merkel das erste Mal:
Angela Merkels erste Liebe
Mit nur 23 Jahren heiratete Angela Kasner ihre Studienliebe Ulrich Merkel. Im Physikstudium lernten sie sich kennen und lieben und heirateten im Jahr 1977 in Templin. So konnte das Paar nach dem Studium an einem gemeinsamen Ort Arbeit finden, denn ansonsten wäre man in der DDR als Individualperson dahingeschickt worden, „wo der Staat es für richtig hielt“. Doch nach dem Studium wurde die Ehe schnell mit einem Gedanken belastet: „soll es das gewesen sein?“ Denn Angela Merkel zweifelte in ihrer Rolle als Physikerin, ihr standen noch 35 Jahre Berufstätigkeit bevor und sie haderte mit dem Gedanken: „Wir stabilisieren durch gute Arbeit einen Staat wie die DDR, der uns permanent zeigt, dass er gegen den gesunden Menschenverstand handelt, gegen unsere individuellen Bedürfnisse“. So packte sie ihre Koffer und überließ die Wohnung ihrem Mann, doch „seinen Namen behielt ich”. 1981 trennte sich das Paar und 1982 wurde es geschieden. Später schreibt sie, dass sie in diesem Moment anfing zu rauchen und sogar eine ganze Schachtel am Tag rauchte. Ihr späterer Mann Joachim Sauer mochte dies überhaupt nicht und auch für die damalige Presse war das ein gefundenes Fressen.
Was danach folgte, trauen vermutlich nur wenige Angela Merkel zu:
Angela Merkel zog allein nach Berlin
Ihre erste Wohnung in Berlin besetzte sie! Ja, richtig gehört. Eine leerstehende Wohnung in der Templiner Straße in Berlin machte sie sich einfach zu eigen, indem sie einzog und sich dann bei der Polizei auf die Adresse registrieren ließ. Die Miete überwies sie einfach, in der Hoffnung, dass sie so niemanden wütend mache. Den Betrag erfragte sie bei den Nachbarn und machte es ihnen gleich. Dann ließ Angela Merkel einfach die Schlösser austauschen und schlief auf Holzplatten, auf die sie eine Matratze legte.
Bald darauf lernte sie Joachim Sauer kennen:
Angela Merkel heiratete ein zweites Mal
Auch Joachim Sauer war Wissenschaftler, aber kein Physiker, sondern Quantenchemiker. Beide arbeiteten in Berlin Adlershof an der Akademie der Wissenschaften. Hier lernten sie sich kennen und lieben. Erstmals wurde Joachim Sauer auf sie aufmerksam, als er ihren Namen auf der Liste der Mitglieder*innen der Betriebsgewerkschaftsleitung (BGL) des Instituts gesehen hatte – der Zusatz „geboren in Hamburg“ (also im Westen), machte ihn damals stutzig. Der fünf Jahre ältere Joachim „war und ist Wissenschaftler aus Leidenschaft“, seine „klare politische Analyse, seine Freude an Kunst und Kultur, besonders zur Musik“ imponierten Angela Merkel, sie verliebte sich. Sie schreibt, dass sie durch ihn „die Musik von Richard Wagner erst richtig kennen und verstehen“ lernte und „zurück zur wissenschaftlichen Disziplin“ fand.
Ihr gemeinsames Wochenendhaus in Hohenwalde in der Uckermark wurde zu ihrem gemeinsamen Rückzugsort. Kinder bekamen sie keine, aber Joachim Sauer brachte zwei Söhne aus erster Ehe mit in ihre Partnerschaft.