Thalia Storyteller Award und Story.One – was steckt hinter den verlockenden Angeboten?

Die Plattform Story.One verspricht den vielleicht leichtesten Weg zum eigenen Buch und Bestseller. Wir haben es ausprobiert – alle Infos gibt es hier.

In ausgewählten Thalia-Filialen gibt es eine eigene Ecke für Story.One.
Quelle: buchpanda.de

Vielleicht hast du schonmal von Story.One gehört oder dem Thalia Storyteller Award? Das österreichische Unternehmen Story.One verspricht, dass du ein eigenes Buch auf dem einfachsten Weg erstellen und in den Handel bringen kannst. Der Anbieter kooperiert dabei mit dem Buchhandels-Riesen Thalia. In ausgewählten Shops gibt es die Bücher zu kaufen, außerdem richten beide zusammen den Thalia Storyteller Award und den Young Storyteller Award aus, die Tausende Autor*innen im Jahr ansprechen und anspornen.

Doch was verbirgt sich hinter dem Konzept – ist es wirklich so einfach und fair wie angekündigt oder verbergen sich dahinter versteckte Kosten und Probleme, wie manche Nutzer*innen im Internet anmerken?

Wir haben die Entstehung eines Buches für den Award vom ersten Moment an begleitet. Das sind die Erfahrungen und das Fazit.

Wie Story.One funktioniert, siehst du hier:

Story.One ist eine Selfpublishing-Plattform im besonderen Format.
Quelle: story.one (Screenshot)

So funktioniert Story.One

Beim Anbieter Story.One kann jede*r ein Buch veröffentlichen, ohne nähere Kenntnis von Formatierungen, Layouts und anderen Faktoren zu haben. Es ist quasi Selfpublishing leicht gemacht. Auf der relativ komfortablen und intuitiven Oberfläche gibt man seinen Text ein, die Formatierung erledigt das Programm.

Das Konzept hat aber Einschränkungen: Story.One möchte gewissermaßen das TikTok der Buchwelt sein – thematisch hat man alle Möglichkeiten, aber der Umfang ist begrenzt. Die Bücher bestehen aus 12-17 Kapiteln von jeweils maximal drei Textseiten! Das sind also ungefähr 300-500 Wörter pro Kapitel, was nicht sehr viel ist. Das ist aber Einschränkung und Chance zugleich, denn so kann man viele kleine Ideen unterbringen, ohne gleich episch werden zu müssen. Und man lernt die Kunst des Kürzens, was Texten bisweilen guttun kann.

Zusätzlich verfügt die Plattform über eine Community. Man kann seine einzelnen Storys oder die Bücher dort auch online veröffentlichen und kommentieren lassen. So kann wertvoller Austausch mit Input und Anregungen zu den Geschichten entstehen.

Ein besonderer Clou: Du kannst auch ein Buch mit anderen zusammen erstellen. Die Storys lassen sich aus mehreren Accounts in einem Buchprojekt zusammenlegen.

Was mit deinem Buch dann passiert, siehst du hier:

Story.One-Bücher gibt es im Onlineshop von Thalia.
Quelle: Thalia.de (Screenshot)

Das fertige Buch

Hast du ein Buch fertiggestellt, kannst du es entweder online in der Community veröffentlichen oder direkt als Buch in den Handel bringen. Wählst du diese Option, wird dein Buch mit einer ISBN versehen und ist theoretisch in allen Online-Shops und Buchhandlungen bestellbar – auch dein Buchladen oder Presseshop um die Ecke kann es direkt ordern. Nach ein paar Tagen kannst du dein Werk automatisch bei Thalia, Amazon & Co. finden – es ist dann ganz offiziell ein richtiges, lieferbares Buch!

Grundsätzlich ist das für dich sogar erstmal kostenfrei. Tatsächlich ist es aber ein bisschen wie bei „Easyjet“ oder „RyanAir“: Story.One bietet allerlei kostenpflichtige Zusatzoptionen, die natürlich schön sind, sich aber auch läppern können. Dazu kommen wir später noch.

Das Buch wird bei Bestellung im „Print on Demand“-Verfahren hergestellt, also gibt es keinen Vorrat, sondern es wird nach Bedarf gedruckt.

Wenn du das Buch in einem bestimmten Zeitraum (2025 ist es bis zum 2. März gewesen) bestellst, hast du außerdem die verlockende Möglichkeit, am Thalia Storyteller Award teilzunehmen.

Das steckt dahinter:

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Der Thalia Storyteller Award und der Young Storyteller Award

Die Awards sind Auschreibungen für alle Schreibwilligen: Wenn du im Aktionszeitraum ein Buch auf Story.One veröffentlichst, kannst du es mit einem Aktionscode gleichzeitig für den Storyteller Award anmelden. In dem Fall lohnt sich das Mitmachen schon deshalb, weil du eventuell aufkommende Kosten für die Covergestaltung o.ä. erstattet und ein Exemplar kostenlos bekommst.

Der Thalia Storyteller Award und das Pendant für junge Autor*innen, der Young Storyteller Award, ziehen Tausende Hobby-Schriftsteller*innen an. Bei beiden Awards wurden 2024 jeweils über 3.000 Bücher eingereicht!

Die Beiträge werden von einer Jury nach unterschiedlichen Kriterien beurteilt und die besten zehn werden am Ende in den Thalia Flagship Store in Düsseldorf geladen und ausgezeichnet. Die Bücher sind dann in allen Filialen mit Story.One-Ecke ausgelegt und es gibt ein Promopaket zu gewinnen. Beim Young Storyteller Award flossen 2024 sogar gewaltige Preisgelder von insgesamt 20.000 Euro!

Es ist allerdings zu vermuten, dass die meisten Beiträge nur knapp gesichtet werden – bei der Menge kein Wunder. Laut Angabe fallen 80 % gleich zu Beginn durchs Raster, weil sie die Wettbewerbskriterien nicht erfüllen. Die Auslese geschieht relativ schnell und es wird auch angedeutet, dass nicht alles in Gänze gelesen wird. Mehr zum Ablauf des Awards kommt später.

Schauen wir doch mal, wie so ein Buch überhaupt entsteht:

So sieht der Editor von Story.One aus.
Quelle: story.one (Screenshot)

Wie ein Buch entsteht

Der Prozess ist bei Story.One denkbar einfach. Wenn man seinen Text geschrieben hat – oder auch erstmal die ersten Drei-Seiten-Häppchen – erstellt man jedes Kapitel als Story im Editor auf der Website. Durch eine Vorschaufunktion sieht man, ob man noch im Platzlimit liegt oder eventuell etwas kürzen muss. Es gibt ein paar grundlegende Formatierungsoptionen, große Gestaltungsfreiheit gibt es aber nicht – Schriftart, Größe, etc. sind festgelegt. Es ist besser, beim Text ein wenig Platz-Puffer zu lassen, im finalen Druck könnte es nochmal minimale Verschiebungen geben. Bilder lassen sich nur auf der ersten Seite einfügen, die ist extra dafür gedacht. Satz und Worttrennung passieren automatisch, gib also keine getrennten Wörter ein!

Die Storys lassen sich online einzeln veröffentlichen und dann auf Wunsch zu einem Buch bündeln.

Das geht so:

Die Kosten für die Covergestaltung summieren sich schnell.
Quelle: story.one (Screenshot)

Das Buch erstellen

Hat man seine Kapitel bzw. Storys zusammen, kann man ein Buchprojekt anlegen. Dort gibt man einen Titel ein und kann aus einer Reihe Stockphotos ein kostenloses Coverbild wählen. Wenn man es individueller haben möchte, wird es schnell teuer: Ein eigens Coverbild hochladen kostet 40 Euro, eine Farbe für die Rückseite auswählen nochmal zehn Euro und eine andere Titelvignette als das Standard-Modell schlägt mit 30 Euro zu Buche! Das Gute ist: Nimmt man am Award teil, werden diese Kosten erstattet. Zum Wettbewerbszeitpunkt kann man also kräftig sparen und ein eigenes Buch zum Nulltarif veröffentlichen.

Zusätzlich muss man eine Autoreninfo, einen Klappentext und eine Widmung anlegen. Die Kapitel der Geschichte fügt man aus seinen Storys hinzu und kann sie noch in der richtigen Reihenfolge sortieren.

Dann kann man auch schon bestellen:

So sieht ein veröffentlichtes Buch im Profil auf Story.One aus.
Quelle: Story.One (Screenshot)

Das Buch wird offiziell

Ist man mit seinem Werk zufrieden und hat noch einen finalen Check in der Druckvorschau gemacht, kann man bestellen. Hier gibt es wieder verschiedene Optionen mit bestimmten Paketen: Nur das Buch in Auftrag geben, sieben Exemplare mit Rabatt bestellen, 50 Exemplare, 300 Exemplare. Wenn man tiefer in die Tasche greift, ist auch ein Lektorat zubuchbar – mit bis zu 600 € ist das aber eher ein Luxus.

Ist die Bestellung bestätigt, geht das Buch in die Prüfung, was etwa ein bis zwei Tage dauert. Dann werden die gewünschten Exemplare hergestellt, die ISBN und die Einstellung in die zahlreichen Online-Shops beauftragt. Nach etwa zwei Wochen ist alles in Sack und Tüten und du hältst dein Werk in den Händen und kannst ordentlich die Werbetrommel rühren. Das musst du auch – wie üblich beim Self-Publishing ist auch hier keine Promotion inkludiert.

Aber was kostet das Buch eigentlich im Handel?

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So viel kostet dein Buch im Handel

Der Verkaufspreis für alle Bücher von Story.One ist auf 18,00 Euro festgelegt. Angesichts des geringen Umfangs von maximal 80 Seiten ist das relativ teuer und der Preis wird für viele potenzielle Käufer*innen abschreckend sein. Andererseits sind es hochwertig hergestellte Hardcover-Bücher und man bezahlt auch die bequeme Erstellung und Verarbeitung mit. Ab dem zehnten verkauften Exemplar bekommt man als Autor*in 10 %, also 1,80 Euro pro verkauftem Buch. Sollte es sich in großen Stückzahlen (also über 300 Exemplare) verkaufen, steigt die Provision und das Buch wird in ausgewählten Thalia-Filialen ausgelegt! Diese Schwelle ist allerdings für unbekannte Selfpublisher*innen nur schwer zu knacken.

Wenn dir der Einzelpreis zu hoch ist, solltest du drüber nachdenken, andere Anbieter wie bod.de oder epubli zu wählen, dort hat man günstigere Möglichkeiten des Drucks, man muss das Buch aber komplett selbst gestalten, was ein paar Kenntnisse erfordert, wenn es schön werden soll.

Und wie geht es mit dem Storyteller Award weiter?

Der Thalia Storyteller Award bietet Chancen für angehende Autor*innen.
Quelle: story.one (Screenshot)

Der Thalia Storyteller Award

Nach Ende der Einreichungsfrist geht es in Anbetracht der großen Menge an Einreichungen schnell: Bereits einen guten Monat später werden die zehn Gewinner*innentitel verkündet.

Die Jury ermittelt die besten Bücher anhand eines Schlüssels, der in unterschiedlicher Gewichtung die Buchidee, die Qualität der Story, Ausführung und Schreibstil, Umschlaggestaltung und Titel und schließlich auch die Autorenbiografie und den Klappentext einbezieht.

Die Autor*innen der Siegerwerke bekommen individuelle Bücherpakte im Wert von ca. 500 Euro und als besonderen Bonus eine Reise für zwei Personen nach Düsseldorf spendiert, wo in im Thalia Flagship Store eine Siegerehrung stattfindet. Danach werden die Bücher in allen Filialen mit Story.One-Spot ausgelegt. Die gibt es in Berlin, Wien, Hamburg, Köln, Leipzig und Düsseldorf. Die Chancen für Gewinner*innen sind also gut, dann wirklich Bücher zu verkaufen.

Noch viel besser kommt es aber beim Young Storyteller Award:

Der Young Storyteller Award lockt mit satten Preisgeldern.
Quelle: story.one (Screenshot)

Der Young Storyteller Award

Solltest du das Glück haben, zwischen 14 und 35 Jahre alt zu sein, kannst du deine Geschichte auch beim Young Storyteller Award einreichen. Im Prinzip ist das deckungsgleich mit dem Thalia Storyteller Award. Neben der Alterseinschränkung sind hier die Preise der wirklich große Unterschied: Das Siegerwerk wird mit satten 7.000 Euro prämiert und auch der zweite und dritte Platz bekommen vierstellige Summen! Dazu gibt es Sonderpreise für das schönste Buchdesign und das innovativste Buch. Die elf Finalist*innen werden nach Wien eingeladen und lesen dort je eine ihrer Storys. Gerade für junge Menschen lohnt es sich also, seine Ideen auszuprobieren.

Die Termine für den Young Storyteller Award sind die folgenden:

  • 31.08.2025 – Ende der Einreichfrist
  • 25.09.2025 – Announcement Longlist
  • 02.10.2025 – Announcement Finalists & Thalia Special Prices
  • 10.10.2025 – Finale in Wien

Den Gewinner*innen beider Wettbewerbe 2025 widmen wir uns, sobald sie verkündet sind.

Kommen wir aber nun noch zur stellenweise geäußerten Kritik am Story.One-Konzept:

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Kritik an Story.One

Im Internet gibt es ein paar Stellen, an denen Kritik an Story.One und am Storyteller Award geäußert wird. Dabei kommen beispielsweise die Zusatzkosten zur Sprache, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, also etwa für die Covergestaltung oder wenn man sein Buch wieder aus der Verteilung nehmen will (dann fallen 25 Euro an).

Die Druckqualität wird bemängelt – es kann etwa sein, dass die Bilder dunkler sind als die eigentliche Bilddatei. Darauf wird auf der Plattform allerdings auch hingewiesen und im von uns begleiteten Versuch gab es dahingehend keine Probleme.

Was tatsächlich etwas schwierig sein kann, ist, dass die Druckvorschau nicht unbedingt das endgültige Resultat ausgibt – es kann im finalen Buch noch zu Verschiebungen und Worttrennungen kommen. Ist man ganz knapp an der Grenze der drei erlaubten Kapitelseiten, ist ggf. noch etwas Tüftelei im Text gefragt.

An einer Stelle wird auch kritisiert, dass der Storyteller Award, angelockt durch die große Marke Thalia, nur der Akquise von Autor*innen für Story.One dient. Das mag sicherlich ein Aspekt sein, aber bei welchem Wettbewerb ist das nicht der Fall? Problematisch ist das nicht. Man weiß, was man bekommt oder bekommen kann.

Zum Fazit:

Story.One hat Vor- und Nachteile.
Quelle: Flux

Fazit

Auf den ersten Blick könnte Story.One mehr versprechen, als es hält und den Eindruck vermitteln, dass man mit einer Veröffentlichung über die Plattform automatisch den Draht zu Thalia hat. Sobald einem aber klar ist, dass es sich um eine neuartigere Form des Selfpublishing handelt und man, wie bei anderen Anbietern auch, den Verkauf und die Promotion selbst in die Hand nehmen muss, erkennt man die Chancen und Grenzen der Plattform. Es ist eben kein Verlag, der Autor*innen rundum betreut. Ist man bereit, größere Summen in die Hand zu nehmen, kann man aber auch hier Promo und andere Dienstleistungen hinzukaufen. Ob man das möchte, muss jede*r selbst entscheiden.

Hier sind die Vor- und Nachteile auf einen Blick:

Positiv

  • Intuitive Bedienung
  • Professionelles Buchdesign ohne Kenntnisse
  • In wenigen Schritten kommt man zum eigenen Buch im Handel
  • Das Format fördert die Beschränkung und ist damit gutes Schreibtraining
  • Im Zuge der Awards bekommt man die Veröffentlichung kostenfrei
  • Man kann in der Community direkt Feedback zu seinen Storys bekommen
  • Man kann mit anderen an einem gemeinsamen Buch arbeiten

Negativ

  • Einzelverkaufspreis recht hoch
  • Die Einschränkungen des Formates lassen vieles nicht zu
  • Kosten für ein individuelleres Design summieren sich schnell
  • Weitere Kosten, u.a. um das Buch wieder zurückzuziehen oder bei nachträglichen Änderungen im Text
  • Durch das Einheitsdesign können die Bücher wie von der Stange wirken
  • Manche Formatierungen lassen sich nicht beeinflussen (Worttrennung z.B.)

Story.One ist ein gutes Format, um sich im Schreiben zu üben und sein eigenes Buch in der Hand zu halten. Dabei sollte man aber – wie immer beim Selfpublishing – realistische Erwartungen haben, dann hat man durchaus seine Freude.

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