Die wichtigsten aktuellen Biografien
Angela Merkel, Benedikt XVI. und Co: Welche sind die wichtigsten aktuellen Biografien, die wir in Deutschland lesen sollten?
Die wichtigsten aktuellen Biografien über große politische und gesellschaftliche Persönlichkeiten geben uns Einblick in die Geschichte und können uns helfen, die Gegenwart besser einzuordnen und vielleicht einen klugen Blick in die Zukunft zu wagen. Besonders Autobiografien ermöglichen uns, eine bekannte Persönlichkeit besser zu verstehen und möglicherweise ihre Handlungen in der Vergangenheit nachvollziehen zu können. Wir schauen uns an, welche Biografien aktuell im Gespräch sind, bald erscheinen oder bereits die Gemüter stark bewegen.
Werfen wir also einen Blick auf eine besonders lang ersehnte Biografie:
#1 Angela Merkel: Freiheit
Von 2005 bis 2021 war Dr. Angela Merkel (70) Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Am 26. November 2024 erschien ihre Autobiografie „Freiheit“. Merkel schrieb das Buch zusammen mit ihrer langjährigen Vertrauten Beate Baumann. Das Buch bietet einen umfassenden Einblick in ihr Leben und ihre politische Karriere, sowie ihre persönliche Perspektive auf viele historische Ereignisse. Das Buch umfasst 740 Seiten und ist in fünf Abschnitte unterteilt: Ihr Leben in der DDR bis 1989, die Umbrüche zwischen 1989 und 1990, ihre politische Karriere bis zur Kanzlerschaft 2005, dann die Kanzlerschaft bis 2015 und zum Abschluss ihre letzten Jahre als Regierungschefin bis 2021.
Tipp: Keine Lust, den Wälzer zu lesen? Merkels Werk gibt es auch als Hörbuch. Hier kannst du im kostenlosen Audible-Probeabo reinhören.
Doch was sind die Kernthemen des Buches und was verdient Merkel daran?
Merkel: Das steckt hinter ihrer Autobiografie
In „Freiheit“ Merkel verteidigt ihre Entscheidungen, insbesondere in der Flüchtlingspolitik und der Ukraine-Politik. Sie übt außerdem spärliche Selbstkritik, vor allem in Bezug auf Klimapolitik, Digitalisierung und Modernisierung des Landes. Das Buch bietet aber auch Einblicke in persönliche Momente, wie die Feier nach ihrer Verabschiedung.
Das Buch ist mit 42 Euro für die gebundene Ausgabe kein Schnäppchen, weshalb sich viele Leser*innen fragen, wieviel Merkel an dem Buch verdient. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtete Anfang des Jahres, dass für das Buchprojekt eine Vorschusssumme im zweistelligen Millionenbereich geflossen sei. Der Verlag des Buches wollte sich nicht dazu äußern. Das Honorar für Merkel könnte zwischen zehn und 99 Millionen Euro liegen, da das Buch in mehr als 30 Ländern erhältlich sein wird, so t-online.de. Eine gewaltige Summe, wenn man bedenkt, dass ihr Gehalt als Kanzlerin Berichten zufolge bei 35.000 Euro im Monat lag. Viele Kritiker*innen finden die Meinung der ehemaligen Kanzlerin heute allerdings nicht mehr relevant.
Merkel zeigte sich stolz auf ihr Werk, das sie bei der Buchpremiere als „Schmuckstück“ bezeichnete.
Auch eine weitere Biografie wurde heiß diskutiert:
#2 Peter Seewald: Benedikt XVI.: Ein Leben
Peter Seewalds Biografie über Benedikt XVI., die 2023 erschien, ist eine tiefgründige Untersuchung der Lebensgeschichte des ehemaligen Papstes. In „Benedikt XVI.: Ein Leben“ schildert Seewald eindrucksvoll die Karriere und den Einfluss Joseph Ratzingers, von seiner Kindheit in Bayern bis zu seiner Wahl zum Papst und seinem überraschenden Rücktritt im Jahr 2013. Seewald, der Benedikt über viele Jahre hinweg interviewte, bietet eine einzigartige Perspektive auf die Persönlichkeit und die theologischen Ansichten des Papstes, die die katholische Kirche in turbulenten Zeiten prägten. Die Biografie gibt Einblicke in seine geistlichen Überzeugungen und die Herausforderungen, die er während seiner Amtszeit bewältigen musste, bis er sich in entschloss zurückzutreten. Allerdings wird das Werk auch kritisch betrachtet: Es kommt weitgehend ohne Kritik an Benedikt XVI. aus, die Darstellung wird als eine Art Heiligenverehrung beschrieben und wichtige Fragen, wie die genauen Gründe für Benedikts Rücktritt, bleiben im Dunkeln.
Nun werfen wir einen Blick auf eine weitere Biografie ...
#3 Hape Kerkeling: Gebt mir etwas Zeit: Meine Chronik der Ereignisse
„Gebt mir etwas Zeit: Meine Chronik der Ereignisse“ ist das neueste Buch von Hape Kerkeling, das sich hauptsächlich mit seiner Ahnenforschung und persönlichen Erlebnissen befasst. Das Buch erschien am 25. September 2024. Kerkeling verfolgt seine niederländischen Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert zurück und erzählt Geschichten über verschiedene Verwandte, von Seefahrern bis zu Adligen. Kerkeling behauptet zudem, basierend auf seinen Recherchen, der Urenkel des britischen Königs Edward VII. zu sein. Das Buch endet mit Überlegungen zur deutschen Identität und deren vielfältigen Wurzeln. Doch auch harte Themen kommen zur Sprache: Kerkeling teilt bewegende Geschichten aus seinem Leben, insbesondere seine Beziehung zu Duncan, einem niederländischen Partner, der an AIDS erkrankte und verstarb.
Ein weiterer Chronist seines eigenen Lebens ist bereits verstorben:
#4 Wolfgang Schäuble: Erinnerungen. Mein Leben in der Politik
Wolfgang Schäubles Autobiografie „Erinnerungen. Mein Leben in der Politik“ erschien am 8. April 2024. Schäuble (1942-2023) konnte die Arbeit an seinen Memoiren kurz vor seinem Tod am 26. Dezember 2023 abschließen. Er beschreibt seine gesamte politische Laufbahn und wichtige Stationen seines Lebens, darunter seine Zeit als engster Weggefährte Helmut Kohls, seine Rolle als Architekt des Einigungsvertrages, das Attentat auf ihn, die CDU-Spendenaffäre und sein Comeback als Minister unter Angela Merkel. An der Biografie gab es aber auch Kritik: Schäuble betont häufig den ihm entgegengebrachten Respekt, was viele als unangenehm empfinden, dafür wurden wichtige Aspekte ausgespart, und es kam zu keinen großen Enthüllungen.